Castelli di Cannero - eine Geschichte, viele Legenden

Man muss schon zweimal hinschauen, wenn man die Castelli di Cannero zum ersten Mal erblickt. Denn beinahe scheint es, als würden die einst prunkvollen Schlösser von Cannero auf dem Lago Maggiore schwimmend dahin treiben. Doch dieser Schein trügt natürlich. Denn die Castelli befinden sich fest an einem Ort, der heute untrennbar mit der Geschichte des Lago Maggiore verbunden ist. Und die Castelli di Cannero sind noch mehr. Heute sind die Bauwerke eines der beliebtesten Symbole des Lago Maggiore. Der Name der zwei Schlösser trügt. Denn die zwei Bauwerke befinden sich auf zwei kleinen Inseln. Diese Eiländer gehören allerdings dem Gemeindegebiet von Cannobio und nicht Cannero Riviera an. Doch dem faszinierenden Anblick dieser Kastelle bereitet dieser Fakt natürlich keinen Abbruch.

Castelli di Cannero
Blick auf die Castelli di Cannero

Erste Anfänge um 1200

Die Historie der Castelli di Cannero geht auf die Zeit von 1200 bis 1300 zurück. Damals wohnten fünf Brüder der aus Ronco stammenden Familie Mazzardi an diesem Ort. Die ebenfalls als Mazzarditi – die kleinen Mazzardi – bezeichneten Brüder waren allerdings zur damaligen Zeit nicht besonders beliebt. Doch aufgrund der im 14. Jahrhundert vorherrschenden komplizierten Umstände war es unmöglich, den Tyranneien verschiedener Parteien Einhalt zu gebieten. Es kam, wie es kommen musste. Durch Kämpfe zwischen den verfeindeten Parteien der Guelfen und Ghibellinen wurden Einheimische schwer in Mitleidenschaft gezogen. Von diesen Schicksalsschlägen war auch das Dorf Cannobio betroffen.

Eine Terrorherrschaft der Mazzarditi

Von diesen tragischen Folgen profitierten die Mazzarditi, denen es über viele Jahre hinweg gelang, ihre Vormachtsstellung am Ufer des Lago Maggiore auszubauen. Jeglichem Widerstand begegneten die Brüder mit blutigen Auseinandersetzungen. Diese Terrorherrschaft endete erst, als Filippo Maria Visconti als neuer Herzog von Mailand ernannt wurde. Daran schlossen sich Eroberungen des Stadtpalasts und des Schlosses von Terrafiume an. Nur kurze Zeit später wurde das Castello Malpaga belagert, das sich 1414 endgültig ergab. Daraufhin ordnete der Herzog eine Zerstörung des Kastells an. Es dauerte insgesamt 30 Jahre an, bis die beiden Inseln von Herzog Filippo Visconti an die Grafen Franceschina Visconti und Vitaliano I. als Sohn von Filippo I. Borromeo übereignet wurden. Ab diesem Moment gingen die Schlösser ins Besitztum der Familie Borromeo über. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts ließ Graf Lodovico ein Kastell auf den Ruinen errichten. Damit wollten sich die Besitzer auf den Inseln vor Schweizer Angreifern schützen, nachdem der Kanton Tessin nicht mehr im Besitz des Herzogtums Mailand gewesen ist. In Erinnerung an die aus Padua stammende Familie – den Vorfahren der Familie Borromeo – benannte der Graf die Festung als „Vitaliana“. Doch nach dem Tode von Lodovico war die Festung dem Verfall geweiht. Und dennoch konnte die Familie Borromeo den Besitz der Kastelle bis heute verteidigen.

Schweben die Geister der Mazzarditi noch immer um die Castelli di Cannero?

Luftaufnahme der Castelli di Cannero

Eine uralte Legende besagt, dass die zerstörerischen und angriffslustigen Mazzarditi nach ihrer Niederlage einen Stein um den Hals gelegt bekamen. Daraufhin warfen ihre Widersacher die Gebrüder ins Wasser, in dem sie dann ertranken. Schenkt man einer anderen überlieferten Geschichte Glauben, ertranken die Mazzarditi allerdings nicht, sondern erhalten Gnade und wurden deshalb nur für 15 Jahre aus dem Dorf verbannt. Nachdem diese Zeit verstrichen war, nahmen die Einwohner die Mazzarditi wieder im Dorf auf. Ihr Ruf als Raubritter haftete den Brüdern ein Leben lang an. So kursiert ein weiteres Gerücht darüber, dass die Banditen ihre prall gefüllten Schatztruhen lieber in den Lago Maggiore warfen. Ihnen wurde angedroht, ihr Hab und Gut an den Herzog Filippo Maria Visconti aushändigen zu müssen. Doch das wollten die Mazzarditi mit aller Macht umgehen. Bis heute erzählen sich die Menschen, dass an besonders nebligen Tagen ein Geisterschiff auf dem Lago Maggiore auftaucht. Dieses Schiff, so heißt es weiter, soll angeblich die Festung umkreisen und den verlorenen Schatz einfordern.

Hoffnung auf bessere Zeiten

Einen Wermutstropfen müssen Besucher allerdings in Kauf nehmen. Denn aktuell stehen die Inseln und Burgruinen für Besucher nicht mehr offen. Doch sind diese Bauarbeiten eines Tages beendet, könnten sich die Inseln wiederum zu einem beliebten Touristenziel wandeln. Dennoch haben Besucher natürlich jederzeit die Möglichkeit, eine Bootsfahrt rund um die Schlösser zu planen. Vom Wasser aus können Besucher einzelne Details der Castelli di Cannero schließlich noch besser als vom Ufer in Augenschein nehmen.


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