Centovalli - Ruhe inmitten unverfälschter Landschaften

Im südlichen Teil der Schweiz oder genauer gesagt im westlich des Lago Maggiore gelegenen Kanton Tessin – genau hier ist das Centovalli zu Hause. Dieses wildromantische Tal lädt zum Träumen ein. Und diese wildromantischen Träume setzen sich fernab der italienischen Grenze bis zum Val Vigezzo fort. Hier kommen Naturenthusiasten voll und ganz auf ihre Kosten. Denn das Schönste, was diese Tallandschaft bietet, ist ihr gelungenes Zusammenspiel aus malerischen Naturlandschaften und angenehmer Ruhe. Einfach mal durchatmen. Sich einfach mal zurückziehen. Wer sich diesen Wunsch erfüllen möchte, ist im Centovalli goldrichtig.

Centovalli
Das Centovalli in der Nähe von Intragna

Das Centovalli – die 100 Täler

Das Centovalli – auch als 100 Täler bekannt – ist die Heimat dicht bewachsener Wälder und geheimnisvoller bizarrer Felsformationen. Dennoch ist das Centovalli eine Mogelpackung. Denn dieses Gebiet beherbergt nicht 100 kleinere Täler, sondern ein großes Tal. Die vom Wildbach Melezza durchkreuzte Region verdankt ihren Namen allerdings dem großen Reichtum an Seitentälern, die sich vom Haupttal aus ihren Weg bahnen. Doch auch dann bilden sich keine hundert Täler heraus. Doch das ist auch nicht schlimm. Denn das Centovalli ist und bleibt eine malerische Ortschaft, die verzaubert – auf jedem einzelnen Quadratmeter von der nahe Locarno gelegenen kleinen Ortschaft Intragna über Camedo in der Nähe der italienischen Grenze bis in Richtung Domodóssola.

Erlebnistouren mit der Centovalli Bahn

Eines der schönsten Abenteuer im Centovalli erleben Reisende auf einer Fahrt mit der Centovalli-Bahn. Diese Bahn verkehrt von Locarno bis nach Domodóssola. Und von jedem einzelnen Aussichtspunkt aus genießen alle Passagiere einen überwältigend schönen Rundumblick. Zugegebenermaßen könnten Autofahrer diese Strecke auch mit ihrem eigenen Fahrzeug zurücklegen. Doch die Streckenführung ist sehr anspruchsvoll. Kurven und Engstellen wechseln sich ab. Dabei bleibt keine Zeit, die Aussichten auch hinter dem Lenkrad zu genießen. Die Streckenführung durch das Tal verspricht Momente, die die Fahrgäste vermutlich nie wieder vergessen werden. Dutzende an Brücken und Viadukten bereiten den Weg durch enge Felsspalten und tiefe Schluchten. Immer wieder tauchen Kastanienwälder am Horizont auf, die in voller Pracht in sattem Grün erleuchten. Dazu macht die Centovalli-Bahn an jeder einzelnen Stationen Halt. Dadurch können Fahrgäste jederzeit ein- und aussteigen. Von Intragna und Corcapolo über Verdasio und Palagnedra bis hin zu Borgnone und Camedo – jede dieser Ortschaften können Passagiere der Centovalli-Bahn deshalb erkunden oder eine Wandertour starten.

Im Centovalli ist kein Dörfchen wie das andere

Wasserfall im Centovalli

Jedes einzelne dieser Dörfer ist ein Unikat. Doch eines haben all die lieblichen Ortschaften gemeinsam. Nicht viel mehr als 1.000 Menschen leben heute noch in den Dörfern. Und die Einwohnerzahl sinkt stetig. Im Centovalli herrscht eine besonders hohe Landflucht. Insbesondere junge Bewohner sind vor Ort eher die Ausnahme. Spielende Kinder inmitten der Täler oder auf den grasgrünen Wiesen? Auf diesen Anblick müssen Besucher des Centovalli vermutlich verzichten. Dennoch gibt es auf einem Rundgang durch die malerischen Ortschaften jede Menge zu entdecken. Eindrucksvoll ist der Anblick der Kirche San Gottardo aus Intragna, deren Kirchturm über allen anderen Kirchtürmen aus dem ganzen Tessin ragt. Eine weitere Augenweide ist eine romanische Brücke aus dem Mittelalter, die über der Melazza schon 1588 erbaut wurde. Von der Landflucht ist zudem das Örtchen Palagnedra betroffen, das sich als historischer Hauptort des Tals einen Namen macht. Und heute ist es beim Anblick dieses heimelig anmutenden Mini-Ortes überhaupt nicht mehr vorstellbar, dass Schmuggler dieses Gebiet einst als begehrtes Versteck nutzten. Ein Blickfang ist außerdem die Pfarrkirche San Michele, deren Altarraum viele kleine Schätze verbirgt.

Rasa: ein idealer Ausgangspunkt für Wandertouren

Rasa ist ein kleines an der Felslandschaft des Gridone gelegenes Bergdorf, das sich auf einer Höhe von 900 Metern über dem Centovalli erstreckt. Rasa ist ein Paradebeispiel für die dramatische Bevölkerungsentwicklung, die sich in der malerischen Tallandschaft vollzieht. Noch um 1900 hatten rund 300 Menschen die Region als ihre Heimat auserkoren. Mittlerweile hat sich die Einwohnerzahl auf etwa 20 Personen reduziert. Rasa ist eine autofreie Region, die bislang noch nie mit einem Auto erreichbar gewesen ist. In den 1920er Jahren entwickelten damalige Stadtplaner zwar erste Ideen, um Rasa als letzten Ort aus dem Tessin via Seilbahn oder eine Straße zu erschließen. Doch die Baupläne für die Straße wurden bislang nie in die Tat umgesetzt. Dafür wurde Rasa ans Netz der Seilbahn angeschlossen, die seit 1957 regelmäßig in der Ortschaft verkehrt. Bis heute machen alljährlich Hunderte an Besuchern in Rasa Halt, um von diesem Ort aus ihre Erkundungstouren durch die Tallandschaft auf Schusters Rappen zu starten. Doch auch das kleine Dörfchen selbst ist eine Augenweide, die den einen oder anderen Juwel beherbergt. Da ist zum einen die Mitte des 18. Jahrhunderts erbaute Pfarrkirche Sant' Anna, deren Orgel von besonders hohem Wert ist. Das Wohnhaus Borga säumt das Städtchen schon seit dem 17. Jahrhundert.

Wanderwege für Anfänger und Profis im Centovalli

Für Wanderenthusiasten ist das Centovalli ein wahres El Dorado. Die Vielfalt an Wandermöglichkeiten ist so groß, dass Anfänger und erfahrene Wanderer gleichermaßen auf ihre Kosten kommen. Wer sich für eine an der Melazza entlang verlaufenden Wanderrouten entscheidet, darf sich auf eine Wandertour mit Spaziergang-Charakter freuen. Dennoch ist jede Wandertour eine kleine Herausforderung. So dauert der Wanderausflug von Borgnone bis nach Tegna beispielsweise fünf Stunden an. Dieser Wanderpfad ist bei Ausflüglern besonders beliebt. An rauschenden Bächen entlang sind uralte Kastanienbäume stetige Begleiter, die an warmen Tagen genügend Schatten spenden. Diese Route müssen Wanderer auf dem Hin- und Rückweg nicht unbedingt zu Fuß zurücklegen. Wer möchte, kann den Hin- und Rückweg auch mit der Bahn antreten, die in diesem Gebiet Halt macht.

Erst die Mühen, dann das Vergnügen

Anspruchsvolle Wanderer sollten es sich nicht nehmen lassen, die spektakuläre Bergwelt des Centovalli per pedes zu erkunden. Empfehlenswert ist eine Tour, die in Verdasio beginnt und anschließend bis nach Comino und dem Gipfel des Pizzo Ruscada führt. Dieser Wanderpfad kostet seine Besucher zwar einige Mühen. Doch dafür dürfen sich Besucher auf atemberaubende Panoramablicke auf die Bergwelt der Alpen und des südlichen Alpenvorlands freuen. Das i-Tüpfelchen unter den Wanderstrecken ist allerdings die Erkundungstour durch das Onsernone-Tal. Wer sich auf die Pfade dieser Wanderstrecke begibt, nimmt über die historische Via della Vose kleine Städtchen wie Loco oder Intragna in Augenschein. Auf dieser Route sind Weinbergterrassen stetige Wegbegleiter, deren einziger Halt Jahrhunderte alte Steinmauern sind. Sind Sie an den geschichtsträchtigen Weilern Niva oder Voso angelangt, können Sie auf den Weingütern mit einem Glas köstlichem Wein anstoßen.


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